Zweifellos hat der Mond durch seine Anziehungskräfte auf die lebendige und statische Konstitution der Erdgeschehnisse eine Auswirkung. Die Gezeitenkunde, welche sich mit dem Wechsel von Ebbe und Flut befasst, hat dies bewiesen. Ebenso wirken die Mondkräfte auf Hydrodynamik bzw. Saftbewegungen der Pflanzen. Ende Juli und Anfang August 2012 dürfte es sich heuer laut Konstellationen um sehr gut geeignete Schwendtage für Almgehölze handeln, steht doch der Mond dafür günstig. Diese Tage des „jungen Scheins“ sollte man jetzt schon in der Jahresplanung berücksichtigen.
Der „junge Schein“, also der zunehmende Mond zwischen Neumond und Vollmond, gilt Ende Juli bis Anfang August unter den Bauern als gute Schwendphase. Dann werden unter dem Einfluss des Mondes die Säfte verstärkt in die oberirdischen Teile veranlagt. Heuer fällt diese Phase gleichzeitig mit dem aufsteigenden Mond und im Sternzeichen des Steinbocks zusammen. Will man einen Baum schwenden und zum Abgang bringen, so bohre man diesem am 1. August bis auf den Kern ein Loch und der Baum verdorrt, sagt ein alter Spruch.
Nun, wer’s glaubt wird selig und findet immer etwas Positives daran. Mit dem Mond richtig zu schwenden, ist kein falscher Zauber. Nur langjährige Beobachtungen und effektive Erfolge können die Mondwirkung bestätigen und dazu bedarf es fachkundiger Aufzeichnungen. Das Wissen um die Schwendtage will gelernt werden, aber lediglich Kalendertage zum Schwenden zu benutzen, führt in die Irre.
Der Einfluss des Mondes
Obwohl wir seit einigen Jahrtausenden die Einflüsse des Mondes und der Gestirne auf das Leben kennen, vermuten viele Menschen nur Zufälle dahinter oder unterstellen dem alten Wissen Aberglauben. Für ein allgemeines Verständnis der Mondkräfte auf die Schwendgehölze ist das Beispiel von Ebbe und Flut hilfreich und sei hier sehr vereinfacht dargestellt.
Die periodischen Wasserbewegungen der Ozeane – Heben und Senken des Meeresspiegels – sind vom Einfluss des Mondes getragen. Die Anziehung zwischen Erde und dem an die Erde gebundenen Mond und zwischen Erde und Sonne verursachen die einwirkenden Gezeitenkräfte. Die Hebungen und Senkungen der Wasseroberfläche entstehen durch das Anhäufen und Abziehen der Wassermassen, man nennt dies Gezeiten, deren Ausbildung von der wechselnden Stellung des Mondes und der Sonne zur Erde und von der sehr unregelmäßigen Gestalt der Meeresbecken abhängt.
Im Vergleich beträgt die von der Sonne herrührende Gezeitenkraft knapp 50% der des Mondes. Wenn jeweils bei Voll- und Neumond durch die Kreisbewegungen periodisch etwa alle 29,5 Tage zueinander Sonne, Erde und Mond annähernd auf einer Geraden stehen, so verstärkt sich die Wirkung der summierten Anziehungskräfte beträchtlich. An den Meeresküsten kommt es zu einer „Springflut“, wenn das Wetter und der Wind mitspielen zu einer „Sturmflut“. Stehen Sonne, Erde und Mond zueinander in einem rechten Winkel, so kommt es zu keiner Kraftsummierung und somit zur Ebbe.
Genauso wie die Anziehungskraft auf das leicht bewegliche Wasser der Meere den Einfluss ausübt, wirken die Kräfte des Mondes auf die „Hydrodynamik der Pflanzen und Tiere“. Auf der dem Mond zugewandten Erdseite ist dessen Anziehungskraft größer, sodass bei Vollmond ein in seine Richtung stärkerer Saftstrom in den Gehölzen entsteht. Auf der mondabgewandten Erdseite ist die Ziehkraft des Mondes in den Pflanzen geringer, allerdings entsteht eine entgegengesetzte, pedale Fliehkraft durch die Erdrotation. Diese Gravitationsgesetze der Naturlehre wurden durch Isaac Newton bereits 1687 und andere Mathematiker bewiesen und kann systematisch in der Natur beobachtet werden.
Beobachtungen deuten und umsetzen
Zufällig stieß ich im Mölltal beim Wandern an warmen Jännertagen auf die Äsungspuren am Reisig ca. 20-jähriger Berg-Ahorne durch das Rotwild. Zu dieser Zeit war Vollmond. Offenbar zogen die Bäume auf ca. 1400m Seehöhe schon zu den warmen Sonnentagen Wasser aus dem Boden und transportierten damit angereichert Zucker in die oberen Äste. Je wärmer die Sonnentage bei sehr kühlen Nächten sind, umso stärker war an den Verbiss-Stellen der Zuckergehalt im austropfenden Baumwasser verzeichnet. Wo sich des Nachts kleine Eiszäpfchen bildeten, lutschte sie Matteo, der kleine Sohn, wegen der bemerkenswert hohen Süße. Im Spätwinter oder Frühjahr abgebissene Zweige (Beobachtung 20 – 25.3.05) „bluteten“ hingegen stark, was zu einem Substanzverlust der Bäume führte. Die Flüssigkeit dieser Zweige verzeichnete keinen so hohen Süßegrad. Im Sommer und Herbst durch unsere Ziegen und Schafe verbissenes Reisig bis zu 60 cm aufwachsender Zitterpappeln, Grau-Erlen, Birken, Weiden und Vogel-Kirsche blieben im Frühjahr beim Saftschieben an der Biss-Stelle trocken. Diese Beobachtungen sind wesentlich für das Schwenden oder die Ziegen- und Schafnachweide im Winter oder Frühjahr. Um Anfang August über dem Boden abgeschnittene Sträucher trieben Großteils gar nicht mehr aus.
Schwendumtriebe der Grün-Erle
Im bäuerlichen Wirtschaften ist die Schwendung im Verlauf einiger Jahrzehnte Teil eines regelmäßig wiederholten Zykluses. Mit allmählicher Abnahme der Produktivität aus dem extraktiven Weidegang folgt auch eine Rücknahme der Beweidungsintensität und folglich das Einwandern und Aufwachsen von Zwergsträuchern und Grün-Erlen (Alnus alnobetula). Die Belassung der Erlen über einige Jahrzehnte erwirkt eine Steigerung der Bodenproduktivität aus der Nährstoffveranlagung der Grün-Erlen-Überschirmung, wodurch beste Wuchsbedingungen entstehen. Durch neuerliche Schwendung kommen die akkumulierten Nährstoffe einer Verbesserung der Weiden zugute. Dieser Schwendumtrieb zum vollständigen Verschwinden der Erlen richtet sich nach den gebotenen Standortvoraussetzungen und den bäuerlichen Erfahrungen.
Die Grün- und Grau-Erle
In den alpinen Regionen werden bei den stark wasserziehenden Grün- und Grau-Erlen Ende Juli bis Anfang August die meisten Säfte in die oberirdischen Teile verlagert. Die Wurzeln enthalten nur geringe Kraftreserven. In dieser Phase bei zunehmendem und vor allem (!) bei aufsteigendem Mond geschwendet, beginnt der verbleibende Wurzelstock zu verfaulen und treibt nicht mehr oder nur mehr geringfügig aus. Vereinzelt sind wenige zarte Austriebe allerdings ein Jahr später zur guten Mondphase nachzuschwenden. Alsdann sind die tiefreichenden Wurzeln in ihren Aufwuchsreserven am Ende. Bei Schwendungen im Frühjahr oder Herbst erfolgt sogar ein ver-stärktes Austreiben des Wurzelstockes und die Arbeit war kontraproduktiv.
Mit den Schwendtagen ist vorsichtig umzugehen. Nachdem im Hochgebirge die Blüte erfolgt ist und die Erlenblätter vollständig ausgetrieben und sich entfaltet haben, also annähernd die ganzen Nährkräfte der Wurzel in das Oberirdische verlagert wurden, könnten je nach Mond (zu überprü-fen wäre, ob er zunehmend, aufsteigend und im geeigneten Gestirnzeichen steht) auch die folgen-den Schwendtage 5. – 6., 17. – 24., und 28. – 30. Juni, auch danach 22. – 26. Juli, 20. – 22. und 26 – 27. August erfolgversprechend sein. Diese Tage können wiederum in den nächsten Jahren, wenn die Bedingungen des Mondes und der Gestirne passen, hervorragende Schwendtage sein. Die Eignung der Schwendphasen muss jeder selber überprüfen. Leider gibt es bislang dazu keine dokumentierte Erfahrungen oder nachvollziehbare Rückmeldungen aus der Praxis.
Falsche Handhabung führt zur Vermehrung
Beim abnehmenden Mond zu schwenden entbehrt jeglicher praktischer Beobachtung. Angeführte Schwendtage der Vegetationsruhe und Frühjahrsphasen sind für die Gehölzschwendung von kei-nem Erfolg gekrönt. Es erscheint völlig abstrus im Winter oder Frühjahr Schwendungen durchzuführen, da die Sträucher ihre im letzten Jahr gespeicherten Energiereserven in den Wurzeln zum Austrieb parat halten. Denn im Herbst ziehen die Erlen den energiereichen Saft in den Wurzelbereich ein und begeben sich in die Winterruhe. Werden ohne Berücksichtigung der guten Schwendtage die Flächen abgeholzt, so wird ein Großteil der Wurzelknospen aktiviert. Durch die Einwirkung der vollen Sonneneinstrahlung auf die kahlen Standorte, kommt es zum flächigen Austreiben der Wurzelbrut und Wurzelausläufer und somit sogar zu einer Vermehrung. Die Stocksetzung fördert dies, da die Reserven aus dem Wurzelstock mobilisiert und regelmäßig verteilt in alle Austriebe umgesetzt werden. Einer Aufwuchsförderung können die Landwirte nur durch die Nutzung der Schwendtage unter richtiger Mondberücksichtigung begegnen.
Kontraproduktive Schwendumgang
Wann sind nun konkret Grün-Erlenbestände am besten einer Schwendung zu unterziehen und wieder in fruchtbare Weiden umzuwandeln? Grundsätzlich werden Grün-, Grau- und Schwarz-Erlen-Bestände im gesamten Alpenraum bei geeigneter Mondkonstellation nur in den letzten bei-den Juli und ersten beiden Augusttagen abgeholzt. Diese profunde Handhabung zeitigt den größ-ten Erfolg.
Bei den wenigen Aufzeichnungen, welche seit dem Mittelalter bestehen, werden für Schwendungen bestimmte Datumstage im Jahr angeführt. Wenn man lediglich nach Datum schwendet, dann sind die Erfolge sehr dürftig oder unbefriedigend – da nützt auch der 1. August als Schwendtag nichts. Viele dieser Termine kursieren im Internet, wo in diesem Falle zu 100% unreflektiert von Wichtigtuern abgeschrieben wird, und selbst Esoteriker, welche es gerade im Gefühl haben müssten, fallen auf diese Termingläubigkeit herein. Wenn man sich mit den Fragen der Mondphasen für eine erfolgreiche und richtige Umsetzung befasst, so entdeckt man bald, dass das Schwenden nur alle paar Jahre zu bestimmten Phasen gut gelingt und dies von anderen Gesichtspunkten und Faktoren abhängig ist. In den letzten Jahren konnte ich verschiedene Almbauern und Waldläufer befragen und meine Aufzeichnungen vervollständigen.
Mondlaufbahn
Bezieht man die Laufbahn des Mondes ein, dann spart man Geld. Das Mondwissen durch Natur-beobachtung überprüft gehört an den praktischen Bewährungen und für das Funktionieren des Schwendens systematisch betrachtet. Erst dann können die vielen Missverständnisse ausgeräumt werden. Es mutet eigenartig an, dass bislang das Kernwissen der Mondkunde lediglich auf unge-prüfte Aufzeichnungen beruht. Papier ist erfahrungsgemäß geduldig. Neben der Zu- und Abnah-me der Mondbeleuchtung durch die Sonne ist die Mondlaufbahn im Bezug zur Erde sehr wesent-lich. Auch PAUNGGER und POPPE (1991) falsch nachplappernde Mondepigonen sowie Esoterikforen übersehen dies, weil sie nicht von den praktischen Fragen ausgehen, sondern nur in oberflächlicher Manier das Mondwissen abschreiben und weitervermitteln. Ein Datumstag bringt gar nichts. Damit ist man fehlgeleitet, aber auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn.
Nach Überlieferungen und entsprechenden Erfahrungswerten wurden die beeinflussenden Rhythmen des Mondes und der Gestirne zusammengefasst. An den alten Kenntnissen der prakti-zierenden Mondkundigen ist anzuknüpfen und ihre Erfahrungen sind aus der Arbeit zu dokumentieren. Über einige Jahre soll man sich auf die günstigen Zeitpunkte der Mondphasen gedulden, wobei die jahresrhythmischen Saftbewegungen der einzelnen Sträucher und Bäume zu beachten sind. Das bedeutet für das Schwenden, dass die starr angegebenen Schwendtage per Kalenderdatum nicht jedes Jahr einen guten Erfolg ergeben.
Der über sich und unter sich gehende Mond
Neben den Kräften von Mond und Sonne, wirken auch bestimmte Gestirne auf das Leben der Erde. Durch kreisende Bewegungen üben verschiedene Sternbilder alle paar Jahre wiederkehrend Einflüsse aufeinander aus. Wenn der Mond durch bestimmte Kreise/ Sternbilder wandert, werden seine Kräfte zusätzlich beeinflusst. Von da her bestehen Fruchttage, Wurzel- bzw. Erdentage, Licht- bzw. Blütentage und Blatttage.
Vereinfacht gesagt, in etwa alle 14 Tage verläuft die Bahn des Mondes über der eigentlichen Ver-laufsbahn und „geht über sich“ („überi“) hinaus. Man spricht vom „aufsteigenden Mond“ (in manchen Kalendern als Schüsselform eingezeichnet). Und gleich lange „geht er unter“ („unteri“) seiner typischen Kreisbahn und man spricht vom „absteigenden Mond“ (als Wölbung eingezeichnet).
Diese Zeichen mit Schüssel und Wölbung werden dann in guten Kalendern jeweils pro Monat angeführt. Sie zeigen uns für 2 – 3 Tage dann die jeweils dem Einfluss der Laufbahn vorgeschlagene Umgangsweisen an. Der Einfluss der Mondlaufbahn ist allerdings unabhängig von den jeweiligen Mondphasen zu sehen, und macht deshalb die Mondkunde so schwer verstehbar, weil die Laufbahn jedes Jahr verschoben ist, also nicht mit den Mondphasen konform geht. Im Folgenden einige Beispiele aus der Kräutersammel- und -wirkstoffkunde, welche die Saftbewegungen unter dem Einfluss der Mondverlaufbahn verdeutlichen:
Der Mond geht über sich
Im ersten Zeitraum – entsprechend der ersten Jahreshälfte zwischen den Zeichen Schütze und Zwilling – werden die oberirdischen Teile (Blüten, Blätter, Früchte) als Heilkräuter gesammelt, da der aufsteigende, annähernd direkt über uns stehende Mond den Saftstrom von den Teilen unter der Erde in die oberirdischen Pflanzenteile zieht. Die Wurzelheilpflanzen haben zu dieser Phase weniger Energie und Heilkraft. In der Phase des Überschreitens der mittleren Laufbahn sind die Säfte nach oben bestrebt und es erfolgt eine Betonung des Oberirdischen.
Der Mond geht unter sich
In der zweiten Mondverlaufsphase, wenn der Mond durch das Absteigen von der Erde weiter entfernt liegt, spricht man vom absteigenden Mond. Dann werden alle unterirdischen Pflanzenteile (Wurzeln, Knollen, Zwiebeln, u.a.) gefördert und wegen den höheren Wurzelinhaltstoffen gesammelt. Denn in der Phase des Unterschreitens der mittleren Mondbahn gibt es ein Streben der Saft- und Heilkräfte nach unten in’s Unterirdische.
Holzschlägertermine dazu vergleichen
Bei zunehmendem Mond beginnen die Gehölze in die oberirdischen Teile verstärkt die Kraft zu veranlagen und bis zu Vollmond ist das Gros der Säfte aufgezogen. Steigt dabei gleichzeitig die Mondlaufbahn auf (aufsteigender Mond), so ist die meiste Kraft in den oberirdischen Teilen ent-halten.
Zum Schwendwissen sind die Holzschlägertermine konträr zu denken. Wird z.B. das Brauchholz zu den Schwendtagen geschlagen, so hält es aufgrund der Inhaltsstoffe besser und ist im Gewicht schwerer, weil es nur langsam den Saft abgibt. Es brennt auch lange Zeit nicht und das Reisig kann Vorort nicht verbrannt werden. Holz, welches man bei Vollmond schlägert, trocknet schlecht, da es in vollem Saft geerntet wurde. Aus diesem Grund sollte man im „über sich gehenden Mond“ im Zeichen Krebs, Schütze, Skorpion und Fisch kein Holz und vor allem kein Brennholz schlagen. Schwendholz kann erst nach ca. zwei oder drei Jahren Lagerung als Brennholz genutzt werden.
Und für die von den Stockaustrieben lebende Niederwaldwirtschaft gelten umgekehrte Naturgesetze. Seit vielen hundert Jahre nutzen die Bauern der Niederwaldwirtschaft das neue Leben aus den gleichen Wurzelstöcken des alten Lebens. Hätte man an Schwendtagen abgeholzt, so würden die Stöcke nicht mehr austreiben, was den Ruin der Waldbauern bedeutet hätte.
Dr. Michael Machatschek