Positionspapier der GWJF zum Wolf

Die kontroverse Diskussion um den Wolf in Deutschland gibt Veranlassung, den Entscheidungsträgern in Politik und Gesellschaft, Ministerien, Behörden, Jagd-und Naturschutzverbänden auf der Basis eigener und internationaler wissenschaftlicher Erkenntnisse Empfehlungen in die Hand zu geben, um frei von Emotionenund Parteienzugehörigkeit, die Weichen auf zukunftsfähige Jagd-und Naturschutzpolitik zu stellen.

  1. Der Wolf, die Stammform unseres Haushundes, hat mit seiner Domestikation vor ca. 13000 bis 7000 Jahren (v. Chr.) die Tier-Mensch-Natur-Beziehungen tief geprägt und zur Evolution der menschlichen Kultur beigetragen.
  2. Nach wie vor besteht ein nicht zu unterschätzendes Konfliktpotential im Zusammenleben von Mensch und Wolf, was in vielen Teilen seines Areals zu starker Verfolgung und Ausrottung geführt hat.
  3. Der Wolf hat als sozial lebende, hoch entwickelte Tierartein großes Reproduktionspotential und eine erstaunliche Anpassung an unterschiedlichste Lebensräume Nordamerikas und Eurasiens. Die Art ist in ihrer Existenz heute nicht gefährdet.
  4. Die praktische Jagdwirtschaft und Jagdwissenschaft unterstützt ein landesweites Monitoring zur Bestandsentwicklung und -überwachung der Wolfspopulation. Es besteht dieständige Notwendigkeit, die Öffentlichkeit über den Platz des Wolfes in der Natur und im gesellschaftspolitischen Spannungsfeld zu informieren.
  5. In der Ressourcennutzung ist der Wolf ein Konkurrent des Menschen. Eine Verringerung der Wildbestände führt bei hoher Wolfsdichtezu sinkenden Jagdwerten, was bei der Verpachtung von Jagdrevieren berücksichtigt werden muss.
  6. Die westpolnischen-ostdeutschen Wölfe leben an der Westgrenze eines Kontinuums des paläarktischen, westrussischen-baltischen Wolfsareals und stellen keine isolierte Population dar. Der genetische Austausch ist jederzeit, nicht zuletzt auch durch intraspezifische Mechanismen, gewährleistet.
  7. Im dicht besiedelten Mitteleuropa kann der Wolf als Beutegreifer und Vektor im Krankheitsgeschehen von Mensch und Haustier nicht flächendeckend akzeptiertwerden.
  8. Mit der explosiven Bestandsentwicklung des Wolfes in mehreren Bundesländern Deutschlands sind dringend jagdpolitische und biodiversitätskonforme Entscheidungen durch die zuständigen Ministerien zu treffen, in welchen Gebieten der Wolf eine gesicherte Zukunft haben kann und sollte.
  9. Eine Begrenzung der Wolfspopulation und des Areals in Deutschland bzw. der EU ist in Übereinstimmung mit internationalen Konventionen und Verordnungen dringend einer Lösung zuzuführen.
  10. Gegenwärtig ist in einigen Bundesländern bereits ein Wolf-Haustierkonflikt erreicht, der die Grenzen staatlicher finanzieller Entschädigungen deutlich werden lässt.
  11. Einem reinen Ökologismus muss seitens aller Betroffenen ein klares, wissenschaftlich begründetes Konzept zur Bestandsregulierung, in Abstimmung mit den Jagdrechtsinhabern und der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung entgegengesetzt werden.Wolfsmanagementpläne dürfen kein Dogma sein; sie sind aktuellen Entwicklungen anzupassen.
  12. Eine Freisetzung von Gefangenschaftswölfen jedweder Unterarten in Deutschland wird als Faunenfälschung massiv abgelehnt und verlangt strafrechtliche Verfolgung.
  13. Jagd-, naturschutz-und wissenschaftspolitisch sind klare Festlegungen zum Umgang mit Wolf-Haushund-Hybriden und Wölfen mit Gefahr bringenden Krankheitssymptomen einzufordern und im Wolfsmanagement zu berücksichtigen.
  14. Das Management des Wolfes sollte nur auf wissenschaftlicher Basis beruhen, bezogen auf internationale, nationale und regionale Situationen. Der aktuelle Wissensstand reicht aus, um den Wolf in seinem ganzen Areal zu schützen und zu bewirtschaften (IUCN Publi-cations New Series No.43, 1975).

    Aktuelle Literatur
    GRANLUND,K. (2015): Das Europa der Wölfe. –Grano Oy, Finnland.
    OBRETENOV,A.;GEORGIEV,G.;MARKOFF,I.;GEORGIEV,V.(2014):
    Der Wolf (Canis lupusL.) in Bulgarien. –Beitr. Jagd u. Wild-forsch.39:201-214.OZOLIŅŠ,J.;MÄNNIL,P.;BALČIAUSKAS,L.;ORNICÁNS,A. (2014): Ecological, social, and economic justification of wolf population management in the Baltic region. -Beitr. Jagd u. Wildforsch.39:215-224.
    STUBBE,CH. (2009): Der Wolf in Russland –historische Entwicklung und Probleme. – In: STUBBE,M.;BÖHNING,V.(Hrsg.): Neubürger und Heimkehrer in der Wildtierfauna. -Halle/Saale und Damm.